pfälzischer Erbfolgekrieg. 61
endlich noch die Reichstruppen und die Bayern in den Kampf eingriffen, wandten sich die Türken zur §lucht. Ihre ganze Artillerie und das Zeltlager wurden eine Beute der Sieger. Im Zelte des Großwesirs fand man Kostbarkeiten im werte von Millionen. Selbst für die Bürger von Wien, die von den Wällen der Stadt mit Bangen der (Entscheidung des Kampfes entgegengeharrt hatten und tags darauf in Scharen das türkische Lager besuchten, gab es noch reiche Nachlese; 15000 Dchsen und Maultiere, 5000 zum Teil schon bepackte Kamele, unübersehbare Vorräte an Lebensrnitteln, Leinwand und pelzwerk kamen zur Verteilung. Bischof Kollonits aber wählte sich aus der Beute 500 im türkischen Lager zurückgebliebene Kinder, denen er bis zu seinem Tode ein helfender Vater blieb (v. Zwiedineck).
Wien mar befreit; weitere (Erfolge wurden aber erst erzielt, nachdem der Kaiser mit Ludwig Xiv. (1684) Waffenstillstand geschlossen und den Großen Kurfürsten versöhnt hatte. Die Türken verloren 1686 das so lange behauptete (Dfen, 1687 die Schlacht bei Zttohacs und 1688 sogar das starke Belgrad. Beim Sturm auf diese Zestung erstieg der bayerische 1688 Kurfürst Max (Emanuel, der schon bei Wien und Ofen mitgekämpft hatte, als (Erster die feindlichen Mauern. Die Ungarn mutzten für ihre (Empörung büßen und den Habsburgern ihr Land als Erdreich übergeben. Schon rückten deutsche Heere siegreich in Serbien vor, als ein Rückschlag eintrat. Ludwig Xiv. erklärte dem Kaiser den Krieg.
Der dritte Raubkrieg Ludwigs Xiv. oder der pfälzische (Erbfolgekrieg 1688—1697. Die Linie Stmmern, die seit 1559 die pfälzische Kurwürde inne hatte, starb 1685 mit Karl, dem Sohne Karl 1685 Ludwigs und (Enkel Friedrichs V., aus. Der Schwester des (Erblassers (Elisabeth dharlotte, Gemahlin Philipps von Orleans, des Bruders Ludwigs Xiv., wäre nach Verträgen und herkommen nur auf den Kllodial-besitz des pfälzischen Hauses ein (Erbrecht zugestanden; aber der französische König forderte ohne seine Schwägerin zu fragen die gesamten Simmernjchen Lande für sie, deren Besitz den Herzog von Orleans zu einem deutschen Reichsfürsten gemacht haben würde.
während die Verhandlungen darüber noch schwebten, schuf Ludwig Xiv. einen neuen Streitfall: er wollte den französisch gesinnten Wilhelm von Zürstenberg, einen Bruder des Straßburger Bischofs, auf den 16881688 erledigten erzbischöflichen Stuhl von Köln bringen. Das Kölner (Erzbistum hatten seit einem Jahrhundert (S. 37) bayerische Prinzen inne und nach dem willen des Papstes und des Kaisers sollte auch jetzt wieder ein bayerischer Prinz, nämlich Joseph Klemens, ein Bruder Max (Emanuels, (Erzbischof von Köln werden.
Sogleich nach der (Erstürmung Belgrads schickte Ludwig Xiv. ein Heer an den Rhein. Da er für einen langwierigen Krieg nicht genügend
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Extrahierte Ortsnamen: Wien Belgrad Wien Serbien Ludwigs_Xiv Belgrads Rhein
60 Türkenkrieg.
und Sachsen von Frankreich los. Da aber im Osten gegen die Türken zu kämpfen mar, mußte Leopold I. 1684 einen zwanzigjährigen Waffenstillstand schließen, wonach Straßburg und einstweilen auch alles bis zum 1. August 1681 Keunieite den Franzosen verbleiben sollte.
Oie Bürgerschaft von Straßburg war damals noch überwiegend deutsch gesinnt. Aber der dortige Bischof Franz Egon von Fürstenberg hielt es mit den Franzosen. Ais Ludwig Xiv. in der Stadt seinen prunkvollen (Einzug hielt, begrüßte ihn der Bischof ant Portal des Münsters mit dem Bibelwort: „Herr! nun lässest Du Deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben Deinen Eiland gesehen." Dauban, der berühmte $estungsbaumeister Ludwigs Xiv., begann unmittelbar darauf den Bau der neuen Befestigungen der Stadt, durch welche Straßburg zum gefährlichsten Ausfallstor Frankreichs gegen Deutschland wurde.
Der zweite Türkenkrieg 1683—1699 und Ludwigs Xiv. dritter Raubkrieg 1688—1697.
Beginn des Türkenkrieges. Der Waffenstillstand von 1664 war noch nicht völlig abgelaufen, da stand der Großwesir Kara Mustafa mit 200000 Türken bei Belgrad bereit die aufständischen Ungarn gegen den 1683 Kaiser zu unterstützen. Am 12. Juli 1683 langten die ersten türkischen Heiter vor Wien an. Leopold I. hatte sich wenige Tage vorher nach Passau geflüchtet; die Verteidigung Wiens übernahm mit nur 20000 Mann der tapfere Graf Rüdiger von Starhemberg. Trotz aller Tapferkeit und Aufopferung, welche Besatzung und Bürgerschaft in edlem Wettstreit bewiesen, war die Stadt gegen die Stürme der Türken kaum mehr zu halten. Endlich wurden die vom Stephansturm emporgesandten Notzeichen von Nordwesten her beantwortet; am Kahlenberg erschien ein Thristenheer von 84000 Trann unter Karl von Lothringen. Die Schlacht, welche dem Halbmond für immer seine Furchtbarkeit nehmen sollte, ward am 12. September geschlagen. Auf dem linken Flügel standen die Kaiserlichen, in der Mitte die Reichstruppen, darunter 8000 Bayern und 10000 Sachsen, von ihren Kurfürsten angeführt. Die 20000 Polen, die unter ihrem tapfern König Johann Sobieski auf dem rechten Flügel standen, griffen erst am Nachmittag in den Kampf ein.
Die Schlacht am Kahlenberg war eine der denkwürdigsten der Geschichte. Ais sie im vollen Gange war — um die Mittagszeit — ließ der Großwesir die grüne $ahne des Propheten entfalten. (Ein ungeheurer Heerhaufe von Fußvolk und Reiterei stürzte sich auf die Polen und brachte sie zum weichen, aber dem Angriff der sächsischen Kürassierschwadronen vermochten sie nicht standzuhalten und diese wie die polnischen Husaren warfen schließlich den $eind zurück. Als
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Frankreich Frankreichs Deutschland Ludwigs_Xiv Belgrad Wien Wiens Kahlenberg Sachsen Polen Kahlenberg
Schwedischer Krieg. 45
(28 000) stoßen. Tilly besetzte Leipzig und erwartete 7 km nördlich davon, bei Breitenfeld, in vorteilhafter Stellung den Feind. Die beiden Heere waren an Zahl ungefähr gleich stark, aber die schwedische Artillerie war der gegnerischen doppelt überlegen. Gilly verlor fast sein ganzes Geschütz und, was noch schlimmer war, den Huf der Unbesiegbarkeit. Das Kriegsglück wandte sich fortan auf die Seite der Protestanten. Die Sachsen fielen in Böhmen ein und nahmen Prag, die Schweden wandten sich über Erfurt nach Würzburg gegen die Liga. Gustav Adolf ließ sich von den Ständen des fränkischen Kreises huldigen und nahm im Erzstift Mainz Winterquartiere.
3m Frühjahr 1632 zog Gustav Adolf über Nürnberg und Donauwörth nach Bayern. Der Übergang über den reißenden Lech gelang ihm hauptsächlich dadurch, daß er über den (Drt des Übergangs den Gegner zu täuschen verstand. Gilly wurde damals in Rain schwer verwundet und starb bald darauf in Ingolstadt. Gustav Adolf aber zog über Augsburg nach München. In feinem (Befolge war auch der vertriebene Xöinterkönig. Der bayerischen Hauptstadt wurde eine schwere Kriegskontribution auferlegt, im übrigen aber Leben und Eigentum der Bewohner geschont. Dagegen verübten die Schweden auf dem Lande schwere Greueltaten; viele Meilen weit wurden Dörfer und Schlösser geplündert und niedergebrannt.
Nürnberg und Lützen. Der Kaiser, in seinem eigenen Lande bedroht, hatte sich gleich nach der Schlacht bei Breitenfeld hilfesuchend an lvallenstein gewendet. Dieser stand bereits mit den Schweden in Unterhandlungen, ließ sich aber durch große Anerbietungen dazu bestimmen, dem Kaiser ein neues Heer zu werben. Sein Name tat eine solche Wirkung, daß sich in drei Monaten 40000 Mann aus aller Herren Ländern, Katholiken und Protestanten, bei ihm zusammenfanden. Mit diesem Heere trieb er die Sachsen aus Böhmen und vereinigte sich dann nach einigem Sträuben mit seinem früheren Gegner Maximilian I. Als Gustav Adolf, der den Sachsen zu Hilfe ziehen wollte, davon Kunde erhielt, zog er seine Truppen bei Nürnberg zusammen. Ebendorthin richtete Gallenstein seinen Marsch und schuf sich 8 km westlich von Nürnberg auf den höhen jenseits der Rednitz bei der sog. Alten $este ein unangreifbares Lager. Jede Herausforderung zu einer Schlacht lehnte er beharrlich ab. So lagen sich die beiden Heere, jedes zuletzt über 60000 Mann stark, zehn Xdochen lang beobachtend gegenüber. Endlich trieben Brotmangel und Krankheit den Schwedenkönig zu einem verzweifelten Sturm auf tdallensteins Schanzen, und als dieser blutig abgeschlagen wurde, zum Abzug. Er nahm seinen Marsch abermals gegen Süden, in der Hoffnung den Feind nach sich zu ziehen. Allein Gallenstein wandte sich gegen Sachsen
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Extrahierte Personennamen: Tilly Gilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Gilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Maximilian_I. Gustav_Adolf Gustav Adolf Nürnberg
Siebenjähriger Krieg. 93
gestorben. Sein Sohn Maximilian Iii. Joseph (1745—1777) stellte, wie ihm sterbend sein Vater geraten hatte, den Krieg sofort ein und erhielt im $rieöen von Züssen seine £änöer zurück, wofür er auf Österreich ver-1745 zichtete und Zranz I. seine Stimme bei der Kaisermahl zu geben versprach.
Der Österreichische Erbfolgekrieg hatte mit den Zrieöensschlüssen zu $üssen und Dresöen in Deutfchlanö sein Enöe erreicht; in den Nieöer-lanöen führten die Zranzosen den Krieg weiter bis zum $rieöen von stachen 1748. Maria Theresia behauptete fast ihr ganzes (Erbe; schmerz-1748 lich war für sie nur der Verlust Schlesiens.
Der Siebenjährige Krieg.
(Der öritte Schlesische Krieg.)
1756—1763.
Srieörich Ii. und Ittaria Theresia benützten die $rieöen$iahre aufs eifrigste öazu, die Kosten und Verluste der früheren $elözüge zu ersetzen und neue Kräfte zu sammeln. Beiöer (Beöanfen waren öabei hauptsächlich auf Schlesien gerichtet, inöem die Kaiserin die Rückeroberung, der König die Behauptung Öieser Provinz als Ehrensache betrachtete. Beiöe sahen sich zugleich nach Bunöesgenossen um. Österreich gewann Ruß-lanö und $r ans reich, Preußen nur En gl an ö. Äußerlich betrachtet ging der stngriff trneöer von $rieörich aus, in Wahrheit war er öiesmal der Angegriffene.
Kujzlanös Herrscherin Elisabeth, die Tochter Peters des Großen, war mit Srieörich Ii. verfeindet. 3n Frankreich hatte ebenfalls eine Frau, die Marquise von Pompadour, den größten Einfluß; diese wurde oon dem österreichischen Staatskanzler Kaunitz gewonnen, stuch Sachsen, von dem Minister Grafen Brühl geleitet, stand mit den Zeinden Preußens im Einverständnis. England aber schloß sich nur notgedrungen an Preußen an; König Georg Ii. und sein Minister Pitt befürchteten, die Zranzosen möchten sich für ihre Verluste in dem englisch-französischen Kolonialkrieg (1756—1763) an Hannover schadlos halten.
Das Jahr 1756. Zriedrich beschloß seinen Zeinden, die mit ihren Rüstungen noch im Rückstand waren, zuvorzukommen. Im Spätsommer 1756 brach er plötzlich mit 70 000 Mann in Sachsen ein und nahm von dem Lande Besitz. Die österreichische Hilfsarmee zwang er nach hartnäckigem Kampfe bei Lübositz zur Umkehr. Darnach mußten sich ihm die bei Pirna eingeschlossenen sächsischen Truppen ergeben.
Gegen $rieörich Ii. wuröe nun wegen £anöfrieöensbruch vom Reichstag der Reichskrieg erklärt. Rachöem sich auch Schweöen seinen $einöen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Ferdinand_von_Braun Ferdinand Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich
Hannibals Siege.
87
Tal der Isere gegen den paß des Kleinen St. Bernhard. Die dort 218 wohnenden Keltenstämme gaben sich äußerlich als Freunde der Karthager und lieferten ihnen Mundvorrat und Kleidung, heimlich aber übten sie gegen dieselben Feindseligkeiten aller Hrt, indem sie das vorrückende Heer durch ernste Hngriffe belästigten und von Punkten aus, die vom Gegner nicht erreicht werden konnten, Steine herabschleuderten. Noch größere Schwierigkeiten bereitete den Karthagern die Hatur^ Huf den steilen Wegen glitten und stürzten Maultiere und Pferde- frisch gefallener Schnee — es war Anfang September — und (Blatteis bedeckte auf längere Strecken den Weg und machten ihn unkenntlich oder ungangbar. Unter ungeheuren Mühen wurde die Straße passierbar gemacht und so gelang es dem Feldherrn endlich, sein Heer nach einem fünfwöchigen Marsche und unter beständigen verlustreichen Gefechten über das Gebirge in die fruchtbare (Ebene des Po zu führen. Hb er nur die hälfte der Mannschaften erreichte glücklich das Ziel; die übrigen waren den physischen Hnstrengungen erlegen oder kämpfend gefallen ; von den 37 (Elefanten waren nur noch ein paar am Leben.
hannibal stand im herbst 218 mit 26 000 Mann in (Dberitalien, während die Römer ihre beiden Konsuln zum Hngriff auf Hfrifa und Spanien abgeschickt hatten. Der eine Konsul, P. Cornelius Scipio, hatte in Massilia von hannibals Übergang über die Rhone gehört und war mit einem Teile seines Heeres umgekehrt; er wurde aber am Tessin in einem Reitergefecht geschlagen, hannibal überschritt siegreich den Po und besiegte Scipio samt seinem Kollegen, der mittlerweile von Sizilien zurückgekehrt war, gegen Ende dieses Jahres nochmals an der Trebia. 218
Rach kurzer Winterrast führte hannibal sein Heer, das sich durch den Zuzug der Gallier verdreifacht hatte, über den Hpennin durch Sümpfe und überschwemmte Flußtäler nach (Etrurien. Huch dieser Zug kostete vielen Soldaten das Leben, hannibal selbst büßte ein Huge ein.
Doch war der gewonnene Vorteil solcher Opfer wert: die Stellung der Römer, die den Feind weiter östlich erwarteten, war umgangen. Der Konsul (E. Fla mini us, der mit seinem Heere bei Rrretium stand, eilte bestürzt dem südwärts vordringenden Feinde nach und ließ sich am Trasimenis chen See in einen hinterhalt locken - sein Heer 217 wurde vernichtet. Rom erbebte bei dieser Kunde. Hber hannibal hatte guten Grund von einem Hngriff auf die feste Hauptstadt abzusehen ; er führte seine ermüdeten Soldaten nach kurzer Rast weiter nach Hpulien, in der Hoffnung die dortige Bevölkerung den Römern abtrünnig
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Extrahierte Personennamen: Hannibals Bernhard Cornelius_Scipio Scipio Scipio Scipio Hber